Der dänische Textilhersteller Beirholm ist das erste nicht-deutsche Unternehmen, das die Zertifizierung erhalten hat.
Faire Löhne, Verbot gefährlicher Chemikalien, Grenzwerte für Schadstoffe im Abwasser: Deutschlands staatliche Zertifizierung „Grüner Knopf“ garantiert hohe ökologische und soziale Standards in der Textilproduktion. Mittlerweile nutzen Dutzende deutsche Unternehmen dieses Gütesiegel, und auch zahlreiche ausländische Firmen haben Interesse bekundet. Was also finden sie am Grünen Knopf attraktiv? Wir haben Peter Beirholm, CEO des dänischen Textilherstellers Beirholm, und seinen Sohn Andreas gefragt. Als erstes nicht-deutsches Unternehmen erhielt das Familienunternehmen gleich zu Beginn den Grünen Knopf.
Warum haben Sie sich entschieden, für Beirholm die Green-Button-Zertifizierung anzustreben?
Andreas Beirholm: Uns hat es sofort interessiert, als die Zertifizierung 2019 eingeführt wurde. Wir beliefern unter anderem Krankenhäuser und Pflegeheime mit Textilien und müssen oft öffentliche Aufträge ausschreiben. Labels, die Nachhaltigkeit bescheinigen, spielen in diesem Zusammenhang eine immer wichtigere Rolle. Auch unsere Privatkunden wie Hotels und Restaurants interessieren sich zunehmend für das Thema Nachhaltigkeit.
Aber warum ein deutsches Label?
Peter Beirholm: Deutschland ist unser größter Markt – wir machen dort rund 50 Prozent unseres Umsatzes. Der Grüne Knopf ist ganz einfach eine sinnvolle Ergänzung dessen, was unser Unternehmen bereits im Bereich Nachhaltigkeit tut. Und die Zertifizierung ist durchdacht: Sie baut zum Beispiel auf anderen Zertifizierungen auf, was Bürokratie abbaut. Besitzt ein Produkt beispielsweise bereits das „Made in Green“-Siegel von Öko-Tex, hat es einen Teil der Anforderungen des Grünen Knopfs erfüllt, Unternehmen müssen dies also nicht erneut nachweisen.
Was unterscheidet den Grünen Knopf von anderen Zertifikaten?
Andreas Beirholm: Es gibt einen ganzen Label-Dschungel mit hunderten unterschiedlichen Textilzertifizierungen allein in der EU. Für den Grünen Knopf spricht, dass er direkt von der Bundesregierung unterstützt wird. Darüber hinaus orientiert es sich nicht nur an ökologischen, sondern in erheblichem Maße auch an sozialen Kriterien. Positiv ist auch, dass es das gesamte Lieferantenportfolio eines Unternehmens im Sinne des gerade verabschiedeten Lieferkettengesetzes in Deutschland betrachtet. Dies ist ein neuer und ganzheitlicher Ansatz, der verhindert, dass Unternehmen einfach für jeden Lieferanten eine andere Zertifizierung auswählen, die zu ihnen passt.
Sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten beim Grünen Knopf?
Andreas Beirholm: Die Zertifizierung berücksichtigt zwar die gesamte Lieferkette, konzentriert sich derzeit aber besonders auf die sogenannten Nassverfahren wie das Färben. Ein Kritikpunkt könnte sein, dass der Fokus etwas zu eng ist. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Grüne Knopf in Zukunft auch andere Produktionsschritte genauer betrachten wird, beginnend mit der Gewinnung der Rohstoffe.
Wie schwierig war es, die Zertifizierung zu erhalten?
Andreas Beirholm: Es war harte Arbeit. Es reicht nicht, ein Konzept zu haben – man muss ständig beweisen, dass es auch funktioniert. Was genau wird in Bezug auf das Risikomanagement getan? Welche Maßnahmen werden ergriffen, wenn etwas schief geht? Was wird getan, um sicherzustellen, dass dies rechtzeitig geschieht? Auch die Sorgfaltspflicht spielt eine wichtige Rolle: Wie können Arbeiter in Produktionsstätten im Ausland Bedenken äußern? Um dies zu gewährleisten, müssen klare und erprobte Prozesse vorhanden sein.
Peter Beirholm: Bei uns geht Wirtschaftlichkeit seit Jahren mit Nachhaltigkeit einher. Folglich mussten wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie kaum ändern. Was wir jedoch tun mussten, war der Aufbau einer komplett neuen IT-Plattform, um ein systematisches Reporting zu gewährleisten.